19. Februar 2025

„Eigentlich ist es eher so, dass sich die Raumzeit um ein schwarzes Loch herum derart krümmt, dass die Zeit langsamer für jemanden verläuft, je näher er dem Zentrum der Gravitation kommt!“ sagte Hans und vielleicht hatte er damit auch recht. Seine besserwisserischen Vorträge, die er immer wieder spontan von sich gab (ohne dass ihn jemand dazu aufforderte), nervten allerdings.

Ariane hingegen schien interessiert. „Das bedeutet, Du fliegst zum schwarzen Loch hin und wieder zurück und wir alle sind dann schon längst tot, oder?“

„Genau!“ jauchzte Hans begeistert.

„Wie bei Interstellar!“ ergänzte Ariane.

„Aber wenn die Gravitation wirklich so groß ist, wie kommt man dann vom schwarzen Loch wieder weg?“ fragte Tobias, unser Chef und warf Hans dabei einen fragenden, vielleicht auch skeptischen Blick zu.

„Keine Ahnung. Das kann man wohl nicht. Irgendwann ist die Schwerkraft unendlich groß. So einen Antrieb gibt es nicht. Kann es physikalisch eigentlich auch gar nicht geben!“ erklärte Hans, während er ein Schokoladen-Croissant in sich hineinstopfte und sich dabei auf sein verwaschenes, irgendwie zu großes, T-Shirt krümelte.

Seit zwei Wochen gibt es kaum ein anderes Thema im Pausenraum. Hobby-Astronomen in der Schweiz entdeckten am 05. Februar 2025 durch Zufall ein Objekt in der Nähe des Saturn, das es so vorher scheinbar noch nicht gegeben hatte. Bei einer herkömmlichen Beobachtung des beringten Planeten trat ein dunkler Fleck ins Sichtfeld, der aufgrund seiner Position und Größe kein Saturnmond sein konnte.

Seitdem überschlägt sich die Presse mit allerlei Vermutungen. Wenige Wissenschaftler, aber vor allem solche, die sich dafür halten, geben Interviews, bloggen und diskutieren auf Plattformen wie reddit über das Phänomen. Manche halten es für den schon seit einiger Zeit vermuteten neunten Planeten im Sonnensystem. Das ist natürlich Quatsch. Hinweise auf einen solchen gibt es tatsächlich – und zwar im Kuipergürtel, einem Asteroidengürtel am Rande des Sonnensystems und sehr weit vom Saturn entfernt. Wie sollte solch ein Planet, dem man die zehnfache Masse der Erde andichtet, sich einfach quer durch das Sonnensystem schleichen, ohne von einer der großen Sternwarten oder Weltraumbehörden bemerkt worden zu sein?

Eine andere Theorie besagt, dass es sich bei dem Körper um ein spontan auftauchendes schwarzes Loch handeln könnte, welches zunächst Saturn und dann den Rest des Sonnensystems verschlingen wird. Schwarze Löcher tauchen aber nicht einfach so auf, sondern sind in der Regel das Endergebnis eines sterbenden Sternes. Ich mag mich in einem oder vielleicht auch in allen dieser Punkte irren, aber zumindest sind das die Erkenntnisse meiner kürzlichen Streifzüge durch Wikipedia und halbwegs seriöse Quellen.

Eines ist auffällig.

Wenn sich Wissenschaftler, also tatsächliche Fachleute, der Presse gegenüber zur Sache äußern, dann stets sehr ungenau. Niemand lässt sich zu konkreten Aussagen verleiten. In Anbetracht der Mittel, die der Menschheit für die Beobachtung von Himmelskörpern zur Verfügung stehen, ist die Informationsdichte beunruhigend dünn. Selbst wenn man nicht in der Lage ist, das Objekt konkret zu benennen, so müsste man allmählich doch zumindest wissen, worum es sich NICHT handelt, oder?

Begleitende Informationen

Gravitative Zeitdilatation

Die gravitative Zeitdilatation ist ein Effekt der allgemeinen Relativitätstheorie. Man bezeichnet damit den Effekt, dass eine Uhr, wie auch jeder andere Prozess, in einem stärkeren Gravitationsfeld langsamer läuft als in einem schwächeren. So vergeht die Zeit im fernen, näherungsweise gravitationsfreien Weltraum (ohne Berücksichtigung der Gravitationsfelder anderer Himmelskörper) um etwa den Faktor 1 + 7·10−10 = 1,0000000007 schneller als auf der Erdoberfläche. Genauer gesagt misst jeder gegenüber dem Gravitationsfeld ruhende Beobachter eine längere bzw. kürzere Ablaufzeit von Vorgängen, die in identischer Weise im bzw. außerhalb des Gravitationsfelds ausgelöst wurden (wie z. B. eine Oszillation des elektrischen Feldstärkevektors eines Lichtstrahls, die als Zeitbasis verwendet werden kann). Anders als bei der Zeitdilatation durch Bewegung ist die gravitative Zeitdilatation nicht gegenseitig: Während der im Gravitationsfeld weiter oben befindliche Beobachter die Zeit des weiter unten befindlichen Beobachters langsamer ablaufen sieht, sieht der untere Beobachter die Zeit des oberen Beobachters entsprechend schneller ablaufen.